Beziehungskonflikte erklärt anhand der Transaktionsanalyse

Kommunikationsprobleme in Beziehungen
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Die Transaktionsanalyse ist ein Modell aus der Psychoanalyse, das Einblicke in unsere Verhaltensmuster, Kommunikation und Beziehungsdynamiken bietet. Besonders für Singles kann das Verständnis darüber sehr hilfreich sein, um seine bisherigen Partnerschaften zu analysieren und verstehen, warum der Partner auf deine Reaktionen so reagiert hat wie er/sie reagiert hat und weshalb die Beziehung dann letztendlich auch gescheitert ist.

Aber natürlich ist es auch innerhalb einer Partnerschaft eine wertvolle Hilfe, das gemeinsame Kommunikationsverhalten besser zu verstehen.

Doch was genau ist die Transaktionsanalyse, und wie hängt sie mit den Bindungstypen zusammen?

Was ist Transaktionsanalyse?

Die Transaktionsanalyse wurde in den 1950er Jahren von dem amerikanischen Psychiater Eric Berne entwickelt und beschreibt, wie Menschen in ihren sozialen Interaktionen agieren und reagieren. Es stellt sozusagen ein Sender-Empfänger-Modell dar (siehe 4-Ohren-Modell Friedrich Schulz von Thun). Die zentrale Grundannahme lautet: Ich bin okay, du bist okay. Sprich eine Kommunikation findet auf Augenhöhe statt mit gegenseitigen Respekt und jeder kann seine Bedürfnisse ansprechen.

Die Transaktionsanalyse besagt, dass jeder Mensch drei Ich-Zustände in sich trägt und in jeder Kommunikation dominiert einer der ICH-Zustände:

1. Das Eltern-Ich:

Dieses Ich repräsentiert Verhaltensweisen, Denkmuster und Gefühle, die wir von unseren Eltern oder anderen Autoritätsfiguren bereits in der Kindheit übernommen haben und uns stark geprägt haben. Es kann kritisch/autoritär oder fürsorglich/umsorgend sein.

Typische Aussagen für kritisch/autoritär: "Du sollst/musst das anders machen! Was sagen denn die anderen dazu? Wenn du das noch einmal machst ....! Du kannst das sowieso nicht."

Typische Aussage für fürsorglich/umsorgend/bemutternd: „Wie kann ich dir denn helfen?; Komm ich mach das schnell für dich"

Hier wird i.d.R. sowohl verbal als auch non-verbal stark kommuniziert, z. B. mit einer kritisch hochgezogenen Augenbraue oder einer fürsorglichen Umarmung.

2. Das Erwachsenen-Ich:

Dieses Ich ist sachlich, rational, neutral und reagiert auf das Hier und Jetzt, ohne von vergangenen Erfahrungen beeinflusst zu sein. Es handelt auf der Grundlage von Respekt sowie Augenhöhe und die Kommunikation erfolgt reflektiert und konstruktiv. Die Kommunikation basiert häufig auf Fakten und als non-verbale Kommunikation wird eine eher nachdenkliche Mimik wahrgenommen.

Typische Aussage: "Wenn ich mir alle Fakten ansehen komme ich zu folgendem Entschluss."

3. Das Kind-Ich:

Dieses Ich enthält unsere emotionalen Reaktionen, Bedürfnisse und Verhaltensmuster aus der Kindheit. Es kann spontan, unüberlegt, kreativ, aber auch ängstlich oder trotzig sein. Auch hier gibt es wieder verschiedene Arten:

  • angepasst / ängstlich: Verhalten orientiert sich an Regeln und Erwartungen anderer; häufig niedriger Selbstwert - typische Aussage: "Ich mach das nie wieder! Liebst du mich noch?"
  • natürlich / frei: albernes und unreflektiertes Verhalten, ausgelassen, tanzt, lacht, ist neugierig, zeigt Emotionen sehr direkt - typische Aussage: "Pippi Langstrumpf würde das so machen..."
  • rebellisch / trotzig: Überschreiten von Grenzen, schmollend, wütend - typische Aussage: "Warum? Das hab ich doch schon immer so gemacht!"

Wie funktioniert die Transaktionsanalyse in Beziehungen?

In jeder Kommunikation zwischen Menschen – den sogenannten Transaktionen – agieren diese Ich-Zustände miteinander. Zum Beispiel kann eine Person aus ihrem Eltern-Ich heraus sprechen, während die andere aus ihrem Kind-Ich reagiert. Diese sogenannten gekreuzten Transaktionen sind häufig konfliktbehaftet. Hier gibt es Parallelen zum Drama-Dreieck.

Ziel ist es, dass auf einer Ebene, am besten aus dem jeweiligen Erwachsenen-Ich, miteinander kommuniziert wird. Das nennt man auch eine komplementäre Transaktion.

In Beziehungen zeigt sich oft, dass Paare in bestimmten Mustern interagieren, die entweder zur Vertiefung der Verbindung oder zu Missverständnissen führen können. Ein klassisches Beispiel ist die Dynamik, in der eine Person den anderen „elternhaft“ belehrt, während die andere Person „kindhaft“ trotzt oder sich zurückzieht. Solche Beziehungen spielen sich auf ein "Eltern-Ich und Kind-Ich Muster" ein, wobei die Person mit dem Eltern-Ich die Rolle des verantwortungsvollen und kritischen Elternteils übernimmt und der Partner im Kind-Ich die Rolle des manipulativen, ausprobierenden Kindes, womit die ursprüngliche Kindheits-Situation wiederholt wird.

Beziehungsmuster können auf allen drei Ebenen analysiert und verglichen werden - wie agieren beide im Eltern-Ich, im Erwachsenen-Ich sowie Kind-Ich und wo gibt es viele Gemeinsamkeiten damit diese Beziehung überhaupt Substanz hat.

Interessant ist auch, dass Personen mit einem „Ich bin nicht okay – Kindheits-Ich“ empfänglicher für Annäherungsversuche von potentiellen Partnern sind, die weniger reflektiert sind, weil sie das Gefühl haben, für einen „richtig netten Partner“ nicht gut genug zu sein.

Verbindung zu den Bindungstypen

Die Transaktionsanalyse bietet nicht nur Einblicke in unsere Kommunikation, sondern lässt sich meines Erachtens auch gut mit der Bindungstheorie verknüpfen, die beschreibt, wie wir in Beziehungen auf Nähe und Distanz reagieren. Die vier Hauptbindungstypen – sicher, ängstlich, vermeidend und ängstlich-vermeidend – können stark beeinflussen, wie unsere Ich-Zustände in Interaktionen aktiviert werden.

  1. Sicherer Bindungstyp:
    • Dynamik: Personen mit einem sicheren Bindungsstil agieren meist aus ihrem Erwachsenen-Ich. Sie kommunizieren klar, setzen Grenzen und reagieren auf Konflikte mit Ruhe und Besonnenheit.
    • Beispiel: „Ich fühle mich unwohl, wenn wir nicht über unsere Probleme sprechen. Können wir das klären?“
  2. Ängstlicher Bindungstyp:
    • Dynamik: Der ängstliche Bindungstyp tendiert dazu, häufig aus dem Kind-Ich zu agieren, da er stark von emotionalen Bedürfnissen und Ängsten getrieben wird. Dies führt oft zu anhänglichem Verhalten oder einem Bedürfnis nach ständiger Bestätigung.
    • Beispiel: „Liebst du mich wirklich? Warum hast du heute nicht sofort auf meine Nachricht geantwortet?“
  3. Vermeidender Bindungstyp:
    • Dynamik: Vermeidende Bindungstypen schalten oft in das Erwachsenen-Ich oder ein kritisches Eltern-Ich, um emotionale Distanz zu wahren. Sie wirken kühl, analytisch und haben Schwierigkeiten, emotionale Bedürfnisse anzuerkennen. Da sie sich häufig Partner suchen, die eher ängstlich sind, haben wir hier eine gekreuzte Transaktion.
    • Beispiel: „Ich verstehe nicht, warum du dich darüber aufregst. Das ist doch irrational.“
  4. Ängstlich-vermeidender Bindungstyp:
    • Dynamik: Dieser Typ wechselt häufig zwischen dem Kind-Ich und dem kritischen Eltern-Ich, was zu widersprüchlichen Verhaltensmustern führt – sie suchen Nähe, stoßen diese aber gleichzeitig ab.
    • Beispiel: „Ich will dir nahe sein, aber irgendwie erdrückt mich das. Es ist kompliziert.“

Wie kann die Transaktionsanalyse Singles und Paare unterstützen?

Für Singles: Das Verständnis der eigenen Ich-Zustände und ihrer Dynamik kann helfen, gesunde Beziehungen aufbauen - geprägt von der Grundannahme "Ich bin okay". Wenn du weißt, dass du dazu neigst, aus einem bestimmten Ich-Zustand zu agieren, kannst du bewusstere Entscheidungen treffen und so unnötige Konflikte in neuen Beziehungen vermeiden.

Für Paare: Paare können die Transaktionsanalyse nutzen, um ihre Kommunikation zu verbessern. Wenn beide Partner verstehen, welche Ich-Zustände in ihren Interaktionen dominieren, können sie bewusster und respektvoller miteinander umgehen.

Bei Trennungen oder Scheidungen ist das häufig sehr deutlich sichtbar, dass einer der Partner im Kind-Ich unterwegs ist.

Fazit

Die Kombination von Transaktionsanalyse und Bindungstheorie bietet eine kraftvolle Methode, um tiefere Einblicke in unsere Beziehungsmuster zu gewinnen. Ob du Single bist und eine neue Beziehung suchst oder in einer Partnerschaft bist und diese vertiefen möchtest – das Wissen um diese beiden Modelle kann dir helfen, gesündere und erfüllendere Beziehungen zu führen.

Denke daran: Die Art und Weise, wie du auf andere zugehst und auf sie reagierst, wird stark durch deine inneren Ich-Zustände und deinen Bindungsstil beeinflusst. Indem du diese Muster erkennst und bewusst an ihnen arbeitest, kannst du den Weg zu erfüllenden und stabilen Beziehungen ebnen.

Du kennst deinen Bindungstypen noch nicht? Dann mache hier den kostenlosen Test.

Du merkst gerade, dass du oder dein Partner in deinen bisherigen Beziehungen häufig im Eltern-Ich oder Kind-Ich waren? Dann kontaktiere mich gern für ein kostenloses Kennenlerngespräch und lass uns gemeinsam dein Kommunikationsverhalten analysieren und verbessern sowie dir das Gefühl von "Ich bin okay" geben.

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deine Eva

FAQ

  • Was ist die Transaktionsanalyse?
  • Wie hängt die Transaktionsanalyse mit den Bindungstypen zusammen?
  • Warum finden mein Partner und ich keine gute Kommunikation?
  • Warum reagiere ich in Beziehungen impulsiv?
(Post vom 19.08.2024)

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